Antragsteller*in

Jusos Rheinland-Pfalz

Zur Weiterleitung an

Juso-Bundekongress

Antragstext

Der Bundekongress möge beschließen:

Rollenbilder sind und wirken überall in unserer Gesellschaft. Besonders Kinder werden in ihrem Sozialisationsprozess von Rollenbildern beeinflusst. Die Sozialisation von Kindern geschieht nicht nur durch die sie umgebenden Personen, sondern auch durch ihr Spiel.[1] Kinder spielen in Rollenspielen Alltagssituationen wie Familie, Arztbesuch oder Einkaufen nach oder spielen mit ihrem Spielzeug.[2] Aber wie sieht das Spielzeug aus?

Spielzeug ist immer stärker Gender bezogen, oft findet man in Spielzeugabteilungen eine Teilung in eine blaue Seite und eine pinke Seite. Selbst große Marken, welche früher nur eine Verpackungsfarbe hatten, verkaufen ihre Produkte mittlerweile in blau und pink. Blau verpackt sind dabei Dinge wir Baustellenfahrzeuge, Ritterburgen oder Drachen, dagegen findet man in pink Einkaufsläden, Feen und Pferde. Passen zu der farblichen Trennung, findet auch die Trennung der Geschlechter bei Darstellungen und in der Werbung nach den Stereotypen statt. So ist in dem einen Spot ein Mädchen zu sehen, das mit Puppen spielt, und im nächsten Jungen, die ein Rennen mit ferngesteuerten Autos veranstalten. Und weiter geht es auf den Verpackungen, wo auf dem Kanton einer Kinderküche ein Mädchen kocht und Jungs verkleidet im Bauarbeiterkostüm das Kostüm getragen zeigen. Durch diese Teilung unterstützt das Spielzeug bestehende Rollenbilder: Technik, Wissenschaft und Abenteuer für Jungen, Carearbeit, Phantasiewelten und Kaufladen für die Mädchen.[3] Das dritte Geschlecht wird meist gar nicht beachtet.

Dies sorgt für eine Verfestigung von bestehenden Rollenbildern in der Kindheit und wirkt sich auf die wahrgenommenen Möglichkeiten für das spätere Berufsleben aus. Spanien und Frankreich wirken diesem bereits entgegen und wollen Spielzeug, seine Werbung und seine Verpackung neutraler gestalten, um das Denken in den Kategorien Jungen- und Mädchenspielzeug zu beenden.[4]

Daher fordern wir:

Die Bundesregierung soll ein Gesetz erlassen, das regelt, dass Kinderspielzeug jeglicher Art, insbesondere bezogen auf Bewerbung, Verpackung, etc., keine genderspezifschen Rollenbilder verstärken bzw. erzeugen darf.

Begründung:

„Die Debatte über die Ungleichbehandlung der Geschlechter erfährt zunehmende Kritik aus Öffentlichkeit und Politik. Insbesondere Maßnahmen zur geschlechtsneutralen Erziehung, die im Kindesalter ansetzen, werden abgelehnt: Kritiker befürchten, sie würden die kindliche Entwicklung schädigen. Bestehende Studien zeigen jedoch, dass die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt wird, wenn sie Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts ausgesetzt sind. Im jungen Alter angesetzte Maßnahmen zur Förderung der Gleichbehandlung können diesen Effekt hingegen umkehren. Demnach empfehlt es sich, zum Entgegenwirken der geschlechtsspezifschen Benachteiligungen von Frauen und Männern Maßnahmen im Kindesalter anzusetzen.“[5]

Schaut man sich Spielzeugkataloge an, beispielsweise der Firma Playmobil, findet man dort auf einer rosa-weiß gestalteten Seite der Kategorie Princess fast ausschließlich weibliche Figuren mit der Überschrift „Das Große Prinzessinnenschloss“[6]. Drei Doppelseiten weiter fndet man eine Ritter- und eine Drachenburg. Dort sind ausschließlich männliche Figuren abgebildet und die Seite ist in den Farben blau, schwarz und rot mit dem Titel „Die Ritterabenteuer gehen weiter“ gestaltet[7]. Für Kinder zwischen 5 und 8 Jahren vertreibt die Marke KOSMOS Experimentierkästen zu den Themen Naturgesetze[8] und Technik in einem neutralen beige mit der Abbildung eines Jungen und eines Mädchens. Betrachtet man aber andere Kästen der Firma, meist für ältere Kinder, zeigt sich eine andere Gestaltung ohne abgebildete Kinder und in den Farbtönen blau-grün-schwarz und rosa. In Rosa vorzufinden sind Kästen wie Seifen-Atelier, Perlen-Fee, Nagel-Studio und Kristall-Garten, in dunklen Kartons findet man Elektro & Co., Mechanical-Power, Fruchtgummi-Labor oder Roboter-Arm. Die Drogerie Kette Müller zeigt in ihrem Spielwarenkaterlog auf einer Seite mit rosa Hintergrund Mädchen, die mit Meerjungfrauenpuppen spielen[9], auf einer Seite mit grünen Akzenten findet man vier Jungs, welche mit Spielzeugpistolen[10] hantieren.

Auch wenn dies nur ausgewählte Beispiele sind und sich am Beispiel von KOSMOS auch zeigt, dass die Firmen teilweise neutrale Verpackungen oder Werbungen haben, zeigt sich bei allen, wie gefestigt die Rollenbilder unserer Gesellschaft im Spielzeug, dessen Verpackung und dessen Werbung sind. Um diese Rollenbilder zu bekämpfen, müssen wir dieser Manifestierung entgegenwirken und dafür sorgen, dass Spielzeuge nicht für geschlechterspezifsche Zielgruppen produziert, inszeniert und beworben werden.

[1] https://www.kinder-jugend-familie.info/spielen-spass/spielwaren-dienen-sozialisation/#:~:text=Spielwaren%20dienen%20auch%20der%20Sozialisation,ist%20Spielen%20popul%C3%A4rer%20denn%20je [09.03.2023]

[2] https://www.deutschlandfunk.de/spielzeug-als-spiegelbild-der-gesellschaft-der-mensch-100.html [18.02.2023]

[3] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/spielzeug-im-zwielicht-marketing-mit-rollenbildern/14920032.html [18.02.2023]

[4] https://www.boersenblatt.net/news/verlage-news/kommt-auch-deutschland-ein-verbot-238461 [14.02.2023]

[5] https://www.ifo.de/DocDL/ifoDD_19-02_12-16_Heisig.pdf [09.03.2023]

[6] https://www.playmobil.de/content/katalogviewer/KatalogViewer.html#41 [09.03.2023]

[7] https://www.playmobil.de/content/katalogviewer/KatalogViewer.html#49 [09.03.2023]

[8] https://www.galeria.de/produkt/kosmos-mein-erster-experimentierkasten-naturgesetze-4002051602284 [09.03.2023]

[9] https://www.galeria.de/produkt/kosmos-mein-erster-experimentierkasten-naturgesetze-4002051602284 [09.03.2023]

[10] https://www.mueller.de/blaetterkatalog/2018/11/spielwarenkatalog/de/blaetterkatalog/#page_154 [03.09.2023]