Antragsteller*in

Jusos Rheinland-Pfalz

Zur Weiterleitung an

Landesparteitag

Antragstext

Wir fordern:

  1. Die Zweigleisigkeit der ukrainischen Online-Lehre und dem deutschen Unterricht ermöglichen!
    1. Dies bedeutet, dass trotz Einhaltung der Schulpflicht Kinder und Jugendliche die Möglichkeit erhalten sollen, bei Interesse am ukrainischen Online-Unterricht weiterhin teilnehmen zu können.
  2. Die Lehrausbildung, Deutsch als Zweitsprache (DAZ) lehren zu können, subventionieren!
    1. DAZ im Schulkontext ausbauen statt zentrale Standorte für den DAZ-Unterricht als häufige Form behalten.
  3. Keine ungleiche Behandlung Geflüchteter nach Herkunftsland! Stattdessen allen geflüchteten Kindern und Jugendlichen im deutschen Schulsystem die gleichen Chancen ermöglichen, wie es aktuell für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine gehandhabt wird. Dies beinhaltet:
    1. keine Verschiebung geflüchteter Kinder in einen zu hohen DAZ-Kurs, damit Kinder aus der Ukraine in die niedrigeren DAZ-Kurse kommen können. Stattdessen DAZ-Kurse ausbauen, u.A. durch Punkt 2 der Forderungen.
    1. Veränderung der Maßstäbe, nach welchen ausländische Schul- und Universitätsabschlüsse anerkannt werden. Es kann nicht sein, dass ein syrischer Universitätsabschluss gerade einmal den Titel des Hauptschulabschlusses erlangt, wenn die aktuelle Fluchtsituation aus der Ukraine andere Maßstäbe zeigt.
  4. Klassenmesszahlen in RLP neu berechnen! Aktuell werden geflüchtete Schüler*innen nicht in die Klassenmesszahl einberechnet. Dies führt zu einer Überfüllung der Klassen, zu große Klassen können nicht getrennt werden. Schüler*innen aus der Ukraine werden schon in die Klassenmesszahl mit einberechnet, dies soll nun auch für Schüler*innen, die aus anderen Ländern geflüchtet sind, ermöglicht werden.

Begründung:

Der Krieg in der Ukraine bedeutete für viele junge Menschen einen kompletten Wandel ihres Lebens über Nacht. Sie verloren ihr Zuhause und mussten vor allem männliche Verwandte mit der Ungewissheit zurücklassen, ob man sich überhaupt jemals wiedersehen wird. Sich in einem anderen Land nach solch traumatischen Erfahrungen zu orientieren und anzukommen, obwohl häufig suggeriert wird, dass eine Rückkehr in sein Herkunftsland in naher Zukunft liegt ist schwierig.

Insbesondere der Ukraine-Krieg ist ein Krieg gegen die kulturelle Identität ukrainischer Menschen. Daher finden wir die Möglichkeit, im Rahmen des Online-Unterrichts die kulturelle Identität und Herkunft ausleben zu können, sehr wichtig. Diese sollte als eine Art Ankerpunkt gesehen werden, den man den jungen Menschen nicht nehmen darf. Gleichzeitig gab es selten Fluchtbewegungen, wo die Menschen nach kurzer Zeit wieder sicher in ihr Herkunftsland zurückziehen konnten – eine Integration ins deutsche Schulsystem ist daher wichtig, um den Familien, insbesondere den Kindern, eine Chance zu bieten, anzukommen und sich hier, für wie lange es auch sein mag, ein zu Hause oder zumindest einen Ort des Ankommens schaffen zu können.

Daher setzen wir uns dafür ein, dass eine parallele Lehre ermöglicht werden soll für alle Familien, die sich wünschen, dass ihre Kinder am ukrainischen Online-Unterricht teilnehmen können.

Außerdem muss Bedacht werden, dass viele Menschen aus der Ukraine über privatem Wege nach Deutschland gekommen und teils noch nicht erfasst sind. Die Kinder dieser Menschen werden zurzeit über die Onlineangebote aus der Ukraine beschult. Das Schuljahr in der Ukraine endet bald, aber in der Mitte unseres noch laufenden Schuljahres. Es ist dadurch zu erwarten, dass noch kurz vor Beginn der Sommerferien in Deutschland ein weiterer großer Schwung an Kindern in die bereits jetzt schon überforderten Schulen kommen wird. Dieser Punkt muss dringend bedacht und die Schulen auf einen weiteren Schwung bestmöglich vorbereitet werden.

So aktuell die Lage in der Ukraine auch ist, dürfen wir die Menschen, die bereits aufgrund anderer Kriege in unser Land geflohen sind nicht vergessen. Es ist zurzeit leider so, dass aufgrund der dünnen Personaldecke insbesondere im Bereich des DAZ Unterrichtes viele Schüler*innen, die bereits in einer bestimmten Niveaustufe sind, eine Stufe höher gesetzt werden um Platz für Kinder aus der Ukraine in den niedrigeren Niveau Stufen zu schaffen. Meist sind die Personen aber noch nicht bereit für einen Wechsel. Die Knappheit an Ressourcen sollte nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden, sondern durch die Steigerung an Attraktivität solche Kurse zu übernehmen schnellstmöglich Kompensiert werden. Hier sehen wir die Förderung der DAZ-Weiterbildungen als wichtigen Kompensator an. Durch mehr DAZ-Lehrkräfte können solche Defizite aktuell wie auch in der Zukunft frühzeitig erkannt und vermieden werden.

Ein weiteres Zeichen der Ungleichbehandlung Geflüchteter nach Herkunftsland sieht man im Umgang mit der Klassenmesszahl in Rheinland-Pfalz. Während geflüchtete Kinder aus der Ukraine bereits in die Klassenmesszahl einberechnet werden, ist dies bei geflüchteten Kindern ohne dauerhaften Aufenthaltstitel aus anderen Ländern bisher nicht der Fall. Dies führt dazu, dass Klassen, die die maximale Anzahl von Schüler*innen in einer Klasse überschreiten, nicht getrennt werden können – da die geflüchteten Kinder nicht mit einberechnet werden. Diese Kinder sitzen aber in den Klassen und müssen genau wie nicht geflüchtete Kinder normal mitgezählt werden! Da diese Miteinberechnung aktuell bei geflüchteten Kindern aus der Ukraine möglich ist, sind wir uns sicher, dass dies allgemein bei allen geflüchteten Kindern möglich sein sollte. Ergänzend hierzu kann man die Anerkennung ukrainischer Abschlüsse sowie die Möglichkeit, sich an Universitäten einzuschreiben, obwohl die Abiturprüfungen in der Ukraine nicht stattfinden können, als Zeichen nehmen, dass es auch bei Menschen mit anderen Herkunftsländern eine Änderung der Voraussetzungen der Anerkennung eines Abschlusses geben muss. Es kann nicht sein, dass ein syrischer Masterabschluss mit einem deutschen Hauptschulabschluss gleichgestellt wird! Hier muss ein flexibleres und humaneres Konzept her, dass die akademische Arbeit dieser Menschen respektiert und anerkennt.

Die Entscheidung, aus dem eigenen Herkunftsland zu flüchten ist nie eine einfache. Daher ist es wichtig, geflüchteten Menschen offen, vorurteilsfrei und fair gegenüber zu treten. Dies muss auch unser Bildungssystem verkörpern. Mit Schritten wie den hier aufgeführten kommen wir diesem Ziel ein Stück näher.