Antragsteller*in

Jusos Südpfalz

Zur Weiterleitung an

/

Antragstext

Als Jungsozialist*innen verstehen wir es als Teil unserer politischen DNA, für
soziale Gerechtigkeit zu kämpfen, sowie Armut und ökonomische Ungerechtigkeiten überwinden zu wollen. Doch auch in unseren Strukturen ist Armut immer noch ein stigmatisiertes Thema und von Betroffenen wird aktiv nur in der dritten Person gesprochen.

Es wird Zeit, dass wir verbandsintern einen neuen Umgang mit dem Thema Armut finden. Es wird Zeit für eine Entstigmatisierung von Armut. Und es wird Zeit über Klassismus
zu sprechen.

Besonders als sozialistischer und feministischer Jugendverband braucht es eine aktivere Auseinandersetzung mit Armutsthemen. Es bestehen noch immer systematisch erhöhte Armutsrisiken für Frauen und die Armutsrisiken in der Altersgruppe der 15-
bis 30-jährigen (und besonders der 20- bis 25-jährigen) Personen sind in Deutschland so hoch wie in keiner anderen Altersgruppe. Gleichzeitig besteht eine hohe Pfadabhängigkeit der Armut im Lebensverlauf.

Wir möchten für Betroffene einen verbandsinternen „safer space“ schaffen, in dem sich Menschen, die von Armut und/oder von Klassismus betroffen sind oder waren, gegenseitig empowern und sich aus Betroffenensicht in einem sicheren Rahmen mit diesen Themen austauschen und auseinandersetzen können. Es soll nicht mehr nur über Arme gesprochen werden, es braucht genau diese Stimmen, damit wir als Verband nicht selbst klassistische Muster reproduzieren.

Erst wenn wir verbandsintern diese diskriminierenden Muster durchbrechen, können wir auch nach außen glaubwürdig und ehrlich wirksam werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass unter Gerhard Schröder und Rot-Grün 2005 die HartzIV-Reformen eingeführt wurden und damit Armut an vielerlei Stelle manifestiert wurde, ist es unsere Pflicht uns

umso kritischer mit der Thematik auseinanderzusetzen und selbst Verantwortung dafür
zu übernehmen, dass sich einerseits Menschen mit Armutserfahrungen in unserem Verband wohlfühlen können und wir andererseits auch diskriminierende Muster zunächst intern und perspektivisch extern brechen.

Daher fordern wir:

Ein vom Landesvorstand, der -geschäftsstelle und ggf. weiteren sensibilisierten Interessierten und Betroffenen organisierter „safer space“ für Menschen mit Armutserfahrung, dessen Konzeption an der Organisation der bundesweiten BPoC- Vernetzung orientiert sein kann und der das kreative Potential der Beteiligten selbst
zu seiner Konzeption und Gestaltung nutzt. So sollen die Teilnehmenden selbst über den Aufbau und Verlauf der Veranstaltungen entscheiden können. Mögliche Formate, die sich dafür anbieten können, sind u.a. informellere Kaminabende mit und ohne Gäst*innen, inhaltliche Workshops, Expert*innengespräche und Antragswerkstätten. Es ist zu überlegen, ob eine externe Person, die für die Thematik sensibilisiert ist und Erfahrungen in der Moderation mitbringt, für die Veranstaltungen angefragt wird.