Antragsteller*in

Jonas Carstensen, Tom Hofmann, Sarah Lichter, Constantin Kreher

Zur Weiterleitung an

Juso Bundeskongress, SPD-Landtagsfraktion RLP, SPD-Bundestagsfraktion

Antragstext

Um die durch die Corona-Pandemie verursachten Bildungslücken zu schließen, fordern wir eine generelle Verlängerung der Schulzeit um ein Jahr. Somit werden auch alle Abschlüsse wie beispielsweise die Berufsreife, Mittlere Reife, Fachhochschulreife und das Abitur ein Jahr später erworben.

Zu einem ganzheitlichen Ansatz gehört für uns auch eine entsprechende Verlängerung der Schulpflicht um ein Jahr. Frühestens für die ab dem Sommer 2022 eingeschulten Jahrgänge darf aus unserer Sicht über eine Rückkehr zum derzeitigen Modell nachgedacht werden.

Die Corona-Pandemie hat insbesondere Kinder und Jugendliche belastet. Deshalb braucht es für uns Einzelgespräche mit allen Schüler*innen durch geschulte
Sozialarbeiter*innen oder Schulpsycholog*innen. Hierbei soll insbesondere die
seelische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen im Fokus stehen. Auch im Hinblick

auf die Corona-Pandemie muss es zwingend Eltern-Lehrer*innen-Schüler*innen-Gespräche geben um die Entwicklung des Wissensstands, sowie der jeweiligen Sozialkompetenzen der Schüler*innen zu ermitteln. Für Schüler*innen an Förder- oder Schwerpunktschulen oder Schüler*innen an Regelschulen mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist ein Ausbau dieser Gesprächsangebote besonders wichtig, um sie bei ihrer weiteren Entwicklung bestmöglich begleiten zu können.

Begründung

Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen hat viele Lebensbereiche unserer Gesellschaft stark getroffen. Wir als Jusos RLP sehen insbesondere die vielen verschiedenen negativen Auswirkungen im Bildungssektor. Der langanhaltende flächendeckende Unterrichtsausfall und der unregelmäßige Präsenzunterricht ist besonders für die jungen Schüler*innen und die Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf ein maßgebliches Problem.

Alle Schüler*innen haben seit über einem Jahr keine Kontinuität und wenig Planbarkeit, was ihren Schulalltag und ihre Zukunft angeht. Die katastrophalen Zustände der digitalen Ausstattung der Schulen wurden deutlich sichtbar. Aufgrund von schlechtem bis nicht vorhandenem Internetzugang konnte der Distanzunterricht von vielen Kindern und Jugendlichen nur unregelmäßig oder nur begrenzt wahrgenommen werden.

Hier wird uns die Tragweite der Entscheidung Helmut Kohls, den von Helmut Schmidt bereits 1981 angestoßenen Glasfaserausbau zu stoppen und dem Ausbau des Kabelfernsehens zu opfern, schmerzhaft bewusst.

Diejenigen Schüler*innen, deren Elternhaus eine umfassende digitale Ausstattung (Zugang zu schnellem Internet, digitale Endgeräte) und Hilfestellungen bei den zu bewältigenden Aufgaben leisten konnte, sind denjenigen, die auf diese Stützen nicht zurückgreifen können gegenüber klar privilegiert. Für viele Schüler*innen (beispielsweise mit sonderpädagogischem Förderbedarf) ist es außerdem nicht möglich selbstständig im Wechselunterricht zu lernen. An allen Schulformen fehlen zudem echte digitale Unterrichtskonzepte und Schüler*innen sind auf die Eigeninitiative ihrer Lehrkräfte und Schulleitungen angewiesen. So wurde durch die Corona-Pandemie die Chancen- und Bildungsgerechtigkeit in Deutschland und RLP leider weiter beeinträchtigt.

Die Lernrückstände, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, möchte unsere Bundesbildungsministerin (CDU) mit einem Nachhilfepaket auffangen und aufholen. Dieses sieht zwei zusätzliche Wochenstunden an Nachhilfe vor. Uns gehen diese Beschlüsse nicht weit genug! Das Nachhilfepaket muss ausgeweitet werden, und Ausbildungsbetriebe, Förderschulen und außerschulische Einrichtungen sollten miteinbezogen werden. Um die Belastung für die Schüler*innen nicht noch mit zusätzlichen Wochenstunden und Leistungsdruck zu erhöhen, halten wir ein verpflichtendes Zusatzjahr für alle Schüler*innen für sinnvoll. Dabei soll nicht einfach nur eine bestimmte Klassenstufe wiederholt, sondern die Abschlüsse ein Jahr später erworben werden. Diese Verpflichtung beruht auf der Tatsache, dass bei Freiwilligkeit die ohnehin privilegierten Schüler*innen einen weiteren Vorteil hätten und die Chancengerechtigkeit so weiter verschlechtert würde. Außerdem wird damit verhindert, dass die Abschlüsse einer ganzen Generation an Wert verlieren. Entstandene Lernrückstände und fehlende Kompetenzen können durch die Schulzeitverlängerung über einen größeren Zeitraum aufgeholt werden. Zudem kann sich dabei auch am Stand der jeweiligen Lerngruppe orientiert werden. Es soll jedoch nicht nur um das Aufholen von Lernrückständen gehen. Insbesondere das soziale Erleben in der Schulzeit ist wichtig und Klassengemeinschaften müssen nach der Pandemie neu aufgebaut werden. Hierzu ist die Einbindung von Sozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen wichtig. Außerdem können so auch abgesagte Klassenfahrten oder Studienfahrten nachgeholt werden.