Antragsteller*in

Jusos Rheinland-Pfalz

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Landesparteitag

Antragstext

Wir fordern ab sofort eine grundständige Berufsorientierung an Schulen ab der 8. Klasse. Diese soll in Form von mehreren, verpflichtenden Praktika, davon mindestens einem pro Schuljahr ab der Klassenstufe 8 und mit Berufsvorbereitungsunterricht von einer Stunde wöchentlich gewährleistet werden, damit die Schüler*innen sich schon früher mit dem Thema auseinandersetzen und so eine für sie passende Berufswahl treffen können, die sie später dann auch glücklich macht und ihren Stärken optimal entspricht. Zudem soll bis zur 10. Klasse eine Berufsberatung der Agentur für Arbeit stattfinden, die den Jugendlichen die aktuellen Chancen und Möglichkeiten aufzeigt und sie auf ihrem persönlichen Weg unterstützt. Außerdem fordern wir einen Ausbau beruflicher Gymnasien in Rheinland-Pfalz.

Begründung:

Anders als auf Realschulen plus und integrierten Gesamtschulen, bei denen die Berufsorientierung in der Regel in Klasse 7 oder 8 beginnt, wird am Gymnasium nach wie vor erst in der 9. oder 10. Klasse ein Pflichtpraktikum absolviert. Viele Schüler*innen, genauer gesagt 46% aller Abiturient*innen, wissen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht genau, wohin die Reise gehen soll. In Gesprächen mit einigen Schüler*innen von heute wurde mir klar, dass sich an dem Berufsvorbereitungskonzept von vor 5 Jahren überhaupt gar nichts verändert hat.

Nach wie vor liegt an Gymnasien der Fokus auf einem anschließenden Hochschulstudium und die Berufsvorbereitung nimmt deshalb leider keine wichtige Rolle am Gymnasium ein. Doch sieht man sich die heutige Berufswelt mit all ihren Möglichkeiten und zahlreichen Wandlungen an, so ist dieses Modell veraltet. Und selbst wenn der Fokus auf dem Studium liegt, sollten Schüler*innen frühzeitig die Chance erhalten, in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern und so ihre Stärken und Schwächen kennenzulernen.

Durch die fehlende Berufsvorbereitung fühlen sich einige Schüler*innen hilflos und alleingelassen und nicht wenige beginnen ab der Oberstufe damit, in den Ferien zahlreiche unbezahlte Praktika zu absolvieren. Trotzdem kommt es vor, dass nach dem Abitur eine Ausbildung begonnen wird, bei der man nach kurzer Zeit merkt, dass dieser Beruf nicht den eigenen Vorstellungen entspricht, keinen Spaß macht und nicht erfüllend ist. Aus einer Umfrage von 2018 ging hervor, dass jeder 4. Auszubildende seine Ausbildung abbricht. Diese Erfahrungen sollen Schüler*innen möglichst erspart bleiben und sie sollen deshalb schon in der Schule besser auf die Berufswelt vorbereitet werden.

Es liegt auch in der Verantwortung der Schule und nicht nur in der Verantwortung der Schüler*innen und deren Erziehungsberechtigten selbst, sich mit dem Thema der Berufsvorbereitung frühzeitig auseinanderzusetzen. Berufsvorbereitungsunterricht in der Schule kann deshalb ein sehr sinnvolles Instrument sein. Dieser soll auch in Kooperation mit der ortsansässigen Agentur für Arbeit und Unternehmen aus der Region stattfinden, sodass die Schüler*innen ein umfassendes Bild davon haben, welche beruflichen Möglichkeiten sie mit der Berufsreife, des qualifizierten Sekundarabschluss I, der Fachhochschulreife und der allgemeinen Hochschulreife haben.

Zu dieser Information über die Möglichkeiten sollten die Schüler*innen auch ihre persönlichen Stärken und Schwächen besser kennenlernen können. Aus eigener Erfahrung mit Jugendlichen können wir sagen, dass viele Jugendliche heutzutage, diese keinstenfalls einzuschätzen wissen. Dieser Schritt ist mit verschiedenen Berufswahl- oder Persönlichkeitstest wie z.B. dem „16 Personalities-Test“, „geva-Eignungstest“ oder anderen fachspezifischen Eignungstests möglich, die zum Teil auch bei der Agentur für Arbeit angeboten werden. Anhand ihrer Praktikumserfahrungen und persönlichen Stärken und Schwächen können die Schüler*innen sich dann ihre Berufswünsche sammeln und abwägen. Jede*r Schüler*in soll dann vor Ende der 10. Klasse ein Gespräch mit einer*m Berufsberater*in bei der Agentur für Arbeit haben und sich so auch entscheiden können, ob das Abitur für den Wunschberuf gebraucht wird oder nicht. Somit sind die Schüler*innen nicht komplett auf sich allein gestellt und haben fachmännischen Helfer*innen an ihrer Seite, die ihnen Hilfen und Ratschläge geben können.

Wir bitten um Annahme des vorliegenden Antrages, um eine glückliche berufliche Zukunft der kommenden Generationen an Schüler*innen zu gewährleisten, damit sie Werkzeuge an die Hand bekommen, die ihnen die Berufswahl und damit auch den Einstieg ins Berufsleben enorm erleichtern.