Antragsteller*in

Jusos Rheinland-Pfalz

Zur Weiterleitung an

Landesparteitag, Bundesparteitag, Juso-Bundeskongress

Antragstext

Die fortschreitende Forschung und Entwicklung von im Labor gewachsene Fleisch (aka “Clean Meat”) und Milch wird ausdrücklich begrüßt als wichtiger Baustein für die Klimawende im Ernährungsbereich. Die Forschung muss gefördert werden, sowohl privat als auch in öffentlichen Hochschulen. Bei öffentlich geförderten Patenten soll verpflichtet werden, diese zu einem fairen Preis zu lizenzieren oder gegen eine gerechte Entschädigung öffnen zu lassen. Im Labor gewachsene Milch, Milchprodukte und Fleisch muss unter geläufigen Namen vermarktet und verkauft werden dürfen. Um die Etablierung zu unterstützen und Lerneffekte zu beschleunigen sollen auch die Produkte vorübergehend subventioniert werden oder den Zugang zu bestehenden Subventionen ermöglicht werden. Bauer*innen sollen bei dem technologischen Übergang aktiv unterstützt werden.

Rheinland-Pfalz soll im Sinne einer Industriepolitik sich dafür einsetzen, dass Cluster in RLP entstehen.

Begründung:

Jedes Jahr werden in Deutschland über 50.000.000 Nutztiere für ihr Fleisch geschlachtet. Ca. 4.000.000 Kühe produzieren im Schnitt je 20 kg Milch pro Tag. Obwohl durchaus Erfolge im Bereich des Tierschutzes erzielt worden sind, ist es immer noch eine vorstellbare Größe an Tierleiden. Und selbst der beste Tierschutz verringert nicht die Unmengen an ausgestoßene Treibstoffgase der Viehhaltung, darunter insbesondere Methan. Vegane Ersatzprodukte gewinnen zum Glück immer mehr Zuspruch, aber für viele Menschen ist Fleischkonsum nicht nur eine Ernährungsentscheidung, sondern auch ein Teil ihrer Kultur und Identität. Daher bietet die Entwicklung von Laborfleisch und Labormilch eine einzigartige Chance, die Klimawende im Ernährungsbereich zu vollziehen und Tierleiden drastisch zu reduzieren, ohne den mühsamen, erfolgsunsicheren Prozess der Verhaltensänderung gehen zu müssen.

Die Technologie, wo künstliche Fleischgewebe aus tierischen Stammzellen gewachsen wird oder Milchproteine aus genetisch modifizierte Pilze gewonnen werden, steht noch am Anfang. Aktuell braucht z.B. die Inkubation des Fleisches viel Strom und ein Wachstumsserum, der nicht vegan gewonnen werden kann. Deswegen ist die weitere Forschung wichtig, um diese Probleme zu überwinden und um die Kosten für Endverbraucher*innen zu senken. Davon würden nicht nur die Menschen und Tieren in Deutschland profitieren, sondern überall auf der Welt.

Besonders angesichts der Ernährungssicherheit wäre es auch ein großer Gewinn, wenn keine Tierfutter mehr für Fleisch- und Milchproduktion gebraucht wird. Die Mehrheit der Getreide in Deutschland fließt in Mund von Nutztieren, nicht in Menschen oder im Sprit. Dadurch würden wir auch unabhängiger werden von nicht immer zuverlässige internationalen Lieferketten. Auch die internationale Entwaldung für mehr Flächen würde einen Treiber verlieren.

Bereits bei dem aktuellen technologischen Stand wird weniger Energie für Laborfleisch verbraucht als für die Haltung von Kühen und Schweinen. Strom kann auch viel einfacher klimaschonend (sprich erneuerbar) produziert werden, als dass eine Kuh aufhört Methan zu produzieren. Außerdem wird deutlich weniger Wasser und Land für die Produktion von Laborfleisch verbraucht, welches in Zeiten von Dürre und Klimaflucht für bessere Zwecke genutzt werden kann.

Es ist auch wichtig, dass diese Forschung nicht nur privat geschieht. Durch mehr öffentliche Forschung wird nicht nur wie im Privaten auf Kostensenkung und Wirtschaftlichkeit geschaut, sondern auch auf sozialer Wohlfahrt. Außerdem soll durch die Patentöffnungsklausel die Gefahr genommen werden, dass die Erträge des Fortschritts nicht bei der Bevölkerung ankommen, sondern nur in der Tasche eines Monopolkapitalisten fließen.

Auch bietet vor allem Laborfleisch eine gesündere Ernährung im Vergleich zur Tierkörperfleisch. So werden z.B. keine Wachstumshormone bei der Züchtung abgereicht und keine Stresshormone bei der Schlachtung ausgestoßen. Auch kann der Fett- und Proteinanteil besser angepasst werden, falls Konsument*innen sich in dem Bereich eine gesündere Mischung wünschen.

Besonders für landwirtschaftlich geprägte Regionen wie z.B. Rheinland-Pfalz ist es wichtig, den kommenden Strukturwandel der neuen Technologie voraus zu sein, und nicht nur im Nachhinein zu wundern, wo die ganzen Arbeitsplätze verschwunden sind. Wir müssen es aktiv mitgestalten, um genug daraus zu gewinnen, dass wir die Bauer*innen bei dem Wandel unterstützen können und unsere Stärke als Land von Farmer und Pharma behalten können.