Antragsteller*in

Jusos Westerwald

Zur Weiterleitung an

/

Antragstext

Etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands (ca. 11,4 Mio. Hektar) ist mit Wald bedeckt. Dieser teilt sich auf die folgenden Baumarten auf: 25% Fichten, 23% Kiefern, 16%
Buchen, 11% Eichen und 25% sonstige Bäume (1). Der Wald in Rheinland-Pfalz macht etwa 41% der Bodenfläche aus (2). Ein Hektar Wald produziert etwa 8 Tonnen Sauerstoff, speichert etwa 338 Tonnen CO2 (Kohlenstoffdioxid), 1000m3 Wasser und filtert darüber hinaus jährlich etwa 50 Tonnen Staub aus der Luft (3). Der Wald als Habitat bietet

bis zu etwa 6000 Tierarten ihren Schutz- und Lebensraum (1). Des Weiteren verhindern Wälder in Hanglagen die Bodenerosion. Zudem sind in der deutschen Forst- und Holzindustrie rund 1,1 Mio. Menschen beschäftigt.

Bedingt durch den globalen Klimawandel und dessen Folgen war der deutsche Wald
zuletzt jedoch wesentlich stärker durch Kalamitäten betroffen als je zuvor. Dürren in überdurchschnittlich warmen und regenarmen Sommern und die hohe Borkenkäferpopulation
der vergangenen Jahre verursachten starke Schäden an den Nadelwäldern und
insbesondere an den heimischen Fichtenbeständen. Etwa 84% der Bäume in rheinland- pfälzischen Wäldern sind krank (4). Dies ist besonders dort bemerkbar, wo reine Monokulturen gepflanzt wurden.

Daher fordern wir, dass der ökologische Waldbau systematischer gefördert und der Wald als Lebensraum und Erholungsort durch die Politik und den Gesetzgeber umfangreicher geschützt wird. Dies sollte in Form einer gezielten finanzielle Förderung der Wiederaufforstung bei der zukunftsorientierten und ökologischen Pflanzung von Mischwäldern statt reinen Nadelholz-Monokulturen erfolgen. Dabei soll die Naturverjüngung gezielt genutzt werden, um lokal robuste Baumbestände zu generieren. Hierzu sollen vor Ort durch den/die Förster:innen individuell auf den jeweiligen Wald abgestimmte Baum- und Pflanzenarten und Aufforstungstechniken ausgewählt und angewendet werden.

Wir fordern die Subventionierung der Aufforstung mit Mischwäldern durch die Kommunen und eine Überführung der Nadelwald-Monokulturen in Mischwälder. Eine allgemeine Verjüngung ist hierfür als erste Maßnahme unabdingbar. Zur effizienten Eindämmung des Borkenkäfers und seiner Schadenswirkung soll ausschließlich mit Mischwäldern aufgeforstet werden dürfen. Ein weiterer Vorteil: Mischwälder binden mehr CO2 aus der Luft als reine Nadelwälder und werten den Wald für die Tiere als Biotop auf. Somit sollen naturferne, reine Nadelwälder mittels Vorausverjüngung behutsam, aber zeitnah in Mischwälder umgewandelt werden. Dies erhöht die Biodiversität und stärkt zudem die Anpassungsfähigkeit der Wälder. Bereits jetzt sind 82% des Waldes in Rheinland-Pfalz Mischwald, der Anteil an Laubbäumen liegt dabei bei 60% (5).

Weiter fordern wir, dass Bund und Länder den Kommunen Geld zur Verfügung stellen, damit diese einen mittel- bis langfristigen Plan aufstellen können, um Waldgebiete zurückzukaufen und den Wald wieder in die öffentliche Hand zurückzuführen. Der Wald gilt als Gemeingut und sollte auch so genutzt und verwaltet werden. Die kommerzielle, forstwirtschaftliche (Aus-)nutzung von Wäldern führt langfristig zu reinen
Monokulturen und den daraus resultierenden, bereits geschilderten Problemen und somit letztlich zu einem Waldsterben, wie es insbesondere in den letzten Jahren; vor allem

auch bei uns in Rheinland-Pfalz dokumentiert wurde. Rund 48% des deutschen Waldes befinden sich in Privatbesitz – in Rheinland-Pfalz sind dies konkret 224.284 Hektar Nutzfläche. Zur Förderung der ökologisch wichtigen Überführung in Mischwälder und der Entkommerzialisierung des Gemeingutes Wald durch Privatpersonen ist eine Entprivatisierung zwingend notwendig. So wird aus privatem Wald wieder ein Wald für alle.

Wir Jusos fordern, dass eine Negativ-CO2-Steuer auf die durchschnittliche CO2- Einlagerung der Wälder pro Hektar erhoben wird. Somit generieren die Waldbesitzer:innen Einnahmen, welche durch die Kalamitäten, den Klimawandel und das Waldsterben mittel- oder langfristig fehlen. Der/die Waldbesitzer:in kann mit diesen Einnahmen die Baumpflege und den ökologischen Waldbau wirtschaftlicher betreiben.

Wir fordern, dass Bund und Länder mehr Geld zur Verfügung stellen, um Schäden am Wald zu beheben und langfristig für gesunde Wälder zu sorgen. Nach den Extremwetterereignissen der letzten Jahre braucht der Wald Hilfe, um sich wieder zu erholen. Zu viele Bäume wurden vom Borkenkäfer befallen, oft existiert mehr Schadholz als gut für den Wald ist. Durch das Beseitigen dieser Schäden kann der Wald sich in einigen Fällen selbstständig erholen und die Wiederaufforstung erleichtern. Auch hier muss so schnell wie möglich gehandelt werden. Dazu muss die Zusammenarbeit mit denen gesucht werden, die bereits naturnahe Wälder besitzen und pflanzen, auch wenn es sich hierbei um Privatbesitz handelt.

Wir fordern den sofortigen Stopp der Planungen für Bauprojekte, bei denen Mischwälder gerodet werden. Wir fordern weiter, dass Mischwald nur noch gerodet und bebaut werden darf, wenn eine Expert:innenkommission aus Umweltschützer:innen, Förster:innen und Waldexpert:innen zustimmt. Zusätzlich fordern wir, dass die Abstandsfläche von Neubauten zu Waldgebieten auf 200 Meter erhöht wird. Es gibt immer wieder Bauprojekte, bei denen Wald gerodet werden soll. Das ist eine enorme Belastung für

das Ökosystem Wald. Durch das Roden von Bäumen gehen sowohl CO2-Speicher als auch Lebensraum für Tiere verloren. Durch den nahen Bau am Wald greifen wir nicht nur in das Ökosystem Wald ein, sondern zerstören auch die natürliche Barriere zwischen Tier und Mensch, die dafür sorgt, dass Krankheitserreger nicht vom Tier auf den Menschen überspringen.

Der Schutz des Waldes muss besonders in einem Land wie Rheinland-Pfalz eine hohe Priorität haben. Um diese Prioritäten besser zu setzen, fordern wir eine Erweiterung des Artikels 69 §2 der Landesverfassung um das Wort „Wald“. (Besonders zu schützen sind Boden, [Wald], Luft und Wasser. Ihre Nutzung ist der Allgemeinheit und künftigen Generationen verpflichtet.)

1 https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder/lebensraum-wald/13284.html 2 https://de.wikipedia.org/wiki/Wald_in_Deutschland
3 https://www.wald.rlp.de/de/bewahren/funktionen/

4 https://www.forstpraxis.de/rheinland-pfalz-verstaerkt-unterstuetzung-fuer- waldbesitzer/

5 https://www.forstpraxis.de/rheinland-pfalz-grundsatzanweisung-waldverjuengung-im- klimawandel/

https://www.wald.rlp.de/de/bewahren/waldschutz-schutz-vor-gegenspielern/borkenkaefer/ https://www.waldhilfe.de/waldumbau/