Antragsteller*in

Jusos Mayen-Koblenz

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Antragstext

Wir fordern

  1. a) vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), nicht an der Endrunde der FIFA-Fußball- Weltmeisterschaft 2022 im Emirat Katar teilzunehmen,
  2. b) vom Welt-Fußballverband (FIFA), zukünftige Großveranstaltungen nicht mehr an Staaten zu vergeben, die über eine problematische Rechtslage für Menschen im Allgemein und Arbeiter*innen im Besonderen verfügen,
  3. c) von der internationalen Justiz, die schreckliche Menschenrechtslage der Gastarbeitenden in Katar zu verfolgen.

Wir verurteilen die menschenunwürdige Behandlung der Gastarbeitenden durch das Emirat Katar scharf. Die Organisation von Sportturnieren darf niemals dazu führen, dass Menschen bis zum Erschöpfungstod ausgebeutet werden. Unter diesen Umständen können die Freude am Sport und Völkerverständigung niemals gedeihen.

Begründung

Am 2. Dezember 2010 gab der Welt-Fußballverband FIFA in Zürich bekannt, die WM 2022 an das Emirat Katar zu vergeben.

Bereits November 2011 sprach sich der damalige DFB- Präsident Dr. Theo Zwanziger für eine Neuvergabe der WM aus und kritisierte die Menschenrechtslage in Katar.

September 2013 wurde erstmals öffentlich von der Ausbeutung nepalesischer Gastarbeiter berichtet. Im Zusammenhang mit den Bauarbeiten an Stadien seien alleine im Sommer 2013 insgesamt 44 Gastarbeiter ums Leben gekommen, hauptsächlich durch Arbeitsunfälle und Herzversagen.

Wenig später veröffentlichte die Organisation Amnesty International einen umfangreichen Bericht, der intensive Ausbeutung der Gastarbeiter und Fälle von Zwangsarbeit anprangert.

Nach einer im März 2014 veröffentlichten Studie des Internationalen Gewerkschaftsbundes waren von 2011 bis 2013 bereits 1.200 indische und nepalesische Gastarbeiter*innen verstorben, jedoch auch verbunden mit Bauprojekten, die keinen direkten Bezug zur WM hatten.

Bei dieser Gelegenheit ist das sogenannte Kafala- System zu kritisieren, welches regelt, dass Gastarbeiter Katar ohne die ausdrückliche Zustimmung des Arbeitgebers nicht verlassen dürfen und auch nicht kündigen dürfen. Dies bedeutet de facto Zwangsarbeit, was über die WM hinaus eine zu verurteilende Menschenrechtssituation in Katar und anderen Staaten darstellt.

Im Mai 2015 veröffentlichte der Spiegel eine Dokumentation mit dem ehemaligen Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm. Gemeinsam erschlichen sie sich Zugang auf ein Stadion-Baugelände und dokumentierten eindrücklich die miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen der Gastarbeitenden auf Katars WM-Baustellen. Ekelerregende Bilder von zusammengelegten Klo- und Duschanlagen, schmutzige Verhältnisse in allenfalls als behelfsmäßig zu bezeichnenden Baracken und in beißender Wüstensonne arbeitende Menschen lassen einen vagen Eindruck von den schrecklichen Bedingungen erahnen. Ein Betroffener sagt, die Menschen würden sich [abends] hinlegen und [vor Erschöpfung] sterben.

Erst 2020 führte Katar einen Mindestlohn ein und stellte ausbleibende Lohnzahlungen unter Strafe. Angesichts der massiven Menschenrechtsverletzungen und des weiterhin geltenden Kafala- Systems sind diese Reformen weit unzureichend und für viele Opfer um Jahre zu spät.

Februar 2021 wurde durch Recherchen des Guardian bekannt, dass seit Vergabe der WM nach Katar dort 6751 Arbeitsmigrant*innen aus Indien, Bangladesch, Nepal, Pakistan und Sri Lanka starben. Verstorbene Gastarbeitende anderer Staaten sind in dieser Zahl noch nicht eingerechnet, weshalb die Dunkelziffer bedeutend höher liegen dürfte.

Wir müssen uns mit aller Kraft gegen die Instrumentalisierung des Sports auf dem Rücken sterbender Arbeitender wehren. Ein Prestigeträchtiges Turnier wie die FIFA-WM darf nicht an Katar vergeben werden. Mit aller Kraft müssen wir die schrecklichen Arbeitsbedingungen thematisieren und für einen Boykott einstehen. Das gilt auch dann, wenn mit der Nichtteilnahme Sponsorengelder und Titelchancen entfallen, denn die Würde des Menschen ist unantastbar.

Weitere Begründung erfolgt mündlich.