Antragsteller*innen
N.N.
Zur Weiterleitung an
Landesparteitag SPD RLP
Antragstext
Sport war seit jeher neben der persönlichen und physischen Herausforderung auch immer ein Mittel der Begegnung und des Austauschs. Internationale Begegnungen, das Treffen verschiedener Kulturen aufeinander, sowie gemeinsame Leidenschaften verbinden Menschen und bieten daher eine große Chance des kulturellen und friedlichen Austauschs. Gerade der Spitzensport erfreut sich dabei eines gewaltigen Publikums. Wir sind daher der Überzeugung: Sport hat auch Verantwortung. Die positiven Aspekte bei internationalen Spitzenturnieren dürfen nicht in den Hintergrund rücken, weil Korruption und vordergründige kapitalistische Interessen das Geschhen dominieren.
Sportler sind immer auch Menschen, die eine Meinung haben – und eine Vorbildfunktion. Sie beeinflussen Millionen von Fans. Dieser Verantwortung müssen sie sich, aber insbesondere die Sportverbände bewusst werden. Aussagen wie die des Präsidenten der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile), Jean Todt, zu den Unruhen in Bahrain („Wir sind eine Sportorganisation. Wir interessieren uns nur für Sport!“) sehen wir daher sehr kritisch. Sportler sind nicht zuletzt Repräsentanten eines Landes und einer Gesellschaft. Deshalb transportieren sie jedes Mal eine Aussage, wenn sie zu einem Sportereignis in ein anderes Land reisen. Sie unterstützen mit ihrer Teilnahme die Regierungen von Ländern wie China oder Russland, in denen Vergehen gegen die Menschenrechte offensichtlich sind. Vor, während und nach den Olympischen Spielen wurden und werden in China systemkritische Menschen verfolgt. Trotzdem konnte die Veranstaltung als ein Instrument der Volksbefriedigung missbraucht werden. Das Regime wurde also indirekt durch alle Teilnehmer – ohne die eine Durchführung nicht möglich gewesen wäre – unterstützt. Wir Jusos wollen solche Regierungen nicht unterstützt wissen. Der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen muss auf vielen Ebenen gefochten werden. Sport ist eine davon.
Als es um die mögliche Aufnahme von Sport als Staatsziel in das deutsche Grundgesetz ging, sagte der ehemalige Bundesverfassungsrichter Dieter Grimm:
„Sport trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, sät aber auch Zwietracht. Sport fördert die Völkerverständigung, ist aber auch für Nationalismus anfällig. Sport hält zur Fairness an, wird aber auch Anknüpfungspunkt für Gewalt. Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge, er ist aber auch Quelle großer gesundheitlicher Schäden und ihrer sozialen Folgekosten. Da es im Sport längst nicht mehr nur um Ruhm, sondern auch um Geld geht, zieht er unlautere Praktiken an. Doping ist nur die sichtbarste.“
Wir stimmen dieser Aussage grundsätzlich zu und sehen deshalb Handlungsbedarf. Es gilt, die guten Aspekte des Sports zu wahren und die schlechten Auswirkungen, die er insbesondere auf die Gesellschaft haben kann, zu verhindern. Wir begrüßen daher die „Say no to Racism“ Kampagne der FIFA und sehen sie als Beweis, dass Sport eine Plattform sein kann, um gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen.
Wir fordern jedoch eine ausführlichere Auseinandersetzung mit dem Thema und entsprechend strengere Konsequenzen, so wie den Ausschluss von Ländern, in denen Menschenrechte missachtet werden, von internationalen Wettkämpfen und erst recht keine Austragung der Ereignisse in diesen Ländern. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass solche Länder – oder besser: deren Regierungen – in der Weltgemeinschaft nicht willkommen sind, solange sie keine Reformen durchführen. Wo Sexismus, Homophobie, Antisemitismus und/oder Menschenrechtsverletungen stattfinden, dort ist kein Platz für Begegnung!
Wir fordern die großen internationalen Sportverbände auf, die Korruption in den eigenen Reihen zu bekämpfen. Gleich einem ganz normalen Sportverein sollten auch sie einem gemeinnützigen Zweck dienen und nicht wenige Menschen sehr reich machen. Die Entscheidung, in welchem Land ein Großereignis stattfinden soll, darf nicht aufgrund von Bestechungsgeldern fallen sondern muss eine vernünftige Grundlage haben.
Was durch Weltmeister-Euphorie leicht in Vergessenheit gerät, sind bspw. die Umstände, unter denen die WM in Brasilien ausgetragen wurde. Umgerechnet knapp 3 Milliarden Euro wurden für die WM ausgegeben – Steuergelder, die dringend für soziale Investitionen wie Wohnungsbau, Schulen und Krankenhäuser benötigt wurden. Friedliche Demonstranten wurden gewaltsam bekämpft, 57.000 Soldaten und 100.000 Polizisten haben die WM abgesichert – während der Rest der Welt feiert.
Wir Jusos beziehen auch im Sport eindeutig Position für Menschenrechte, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit. Menschenrechte sind allgemein gültig und können nicht in einzelnen Lebensbereichen außer Acht gelassen werden. Nach unserem Verständnis ist es die Verantwortung eines jeden Menschen, der die Möglichkeit dazu hat, für Menschenrechte einzutreten. Die besondere Rolle des Sports und dessen Chance auf Verständigung darf nicht missbraucht werden.
Deshalb fordern wir sowohl Sportler als auch Sportorganisationen und besonders ihre Funktionäre auf, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Bei der Vergabe von Großereignissen muss die Situation vor Ort intensiver und vor allem mit mehr Blickwinkeln untersucht werden. Die entscheidenden Faktoren sollten nicht Geld, sondern Menschenrechte, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit sein!