Antragssteller*in

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Antragstext

Die SPD-Landtagsfraktion und die Jusos RLP setzen sich dafür ein, dass die Kopfnoten in Rheinland-Pfalz abgeschafft werden.

Begründung:

Vergleichbarkeit & Objektivität
Die Lehrer/-innen beurteilen die Schüler/-innen mit unterschiedlichen Auffassungen, daher ist eine Vergleichbarkeit der Kopfnoten nicht gegeben. Auch kommen Lehrer/- innen bei der Vergabe von Kopfnoten zu sehr voneinander abweichenden Einschätzungen, weil sie trotz schulinterner Kriterienkataloge unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Der Bewertungsspielraum ist schlichtweg zu groß! Der Forderung nach gerechten, nachvollziehbaren Noten versuchen die meisten Lehrkräfte zwar bestmöglich nachzukommen, allerdings ist dies besonders bei den Kopfnoten sehr schwierig: Die Kopfnoten bewerten nämlich, im Unterschied zu den Fachnoten, nicht die Leistung der Schüler/-innen, sondern deren Persönlichkeit. Daher erfolgt die Bewertung leider auch auf einer persönlichen, subjektiven Ebene. Dadurch ist eine Gleichbehandlung aller Schüler/-innen nicht gegeben.

Pauschalisierung
Eine Lehrkraft mag noch so gewissenhaft und differenziert bei der Bewertung der Schüler/-innen vorgehen, dennoch wird ihre Bewertung mit der Erteilung der Kopfnote auf dem Zeugnis pauschalisierend wirken. Alle Situationen, Einschätzungen und Gründe, die die Lehrkraft in die Bewertung einfließen lässt, geht mit der Vergabe einer Ziffernnote verloren. Aus dem Zeugnis geht keinerlei Begründung für diese Note hervor. Eine einzige Ziffer kann das Verhalten oder die Mitarbeit eines/-r Schülers/-in nicht im Geringsten beschreiben. Daher werden Schüler/-innen mit den Kopfnoten pauschal auf- bzw. abgewertet!

Nicht-Berücksichtigung der Hintergründe
Die Lehrer/-innen können das Verhalten bzw. die Mitarbeit der Schüler/-innen nur auf der Oberfläche des Beobachtbaren bewerten. Dies stellt eine gewaltige Komplexitätsreduktion dar. Persönliche Probleme, der soziale Hintergrund und Probleme im Elternhaus bleiben weitestgehend unangetastet. Wenn einem/-r Schüler/-in schlechtes Verhalten oder schlechte Mitarbeit attestiert wird, sollte man dies nicht mit schlechten Kopfnoten abstrafen, sondern vielmehr Ursachenforschung betreiben. Denn das gehört auch zum pädagogischen Auftrag der Schule. Ausschlaggebend für das Verhalten der Jugendlichen ist oft die Situation zu Hause. Wenn sich ein/-e Jugendliche/-r den ganzen Tag „auf der Straße herumtreibt“, dann werden die dortigen Zustände zur Normalität. Auch ob ein/-e Schüler/-in zuverlässig die Hausaufgaben macht und die Arbeitsmaterialien mitbringt, liegt meist an der Fürsorge und Erziehung der Eltern. Mit den Kopfnoten wird daher meist ein junger Mensch für Fehler der Eltern in der Erziehung bestraft.

Zitat:
„Junge Menschen aus zerrütteten, haltlosen Familien werden durch Kopfnoten nicht individuell gefördert, sondern zusätzlich benachteiligt, solange ihnen die Schule kein systematisches Training des Arbeits- und Sozialverhaltens anbieten kann.“
(Marianne Demmer, stellv. Bundesvorsitzende GEW)

Gefahr des Missbrauchs
Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass Kopfnoten affektiv, als Quittung für diverses Fehlverhalten vergeben werden. Problematisch ist auch der Umgang mit Schülern/- innen, die sich der Lehrkraft oder Schulleitung bei Streitfragen kritisch gegenüberstellen. Wie schafft es eine Lehrkraft überhaupt noch, solche Schüler/-innen objektiv zu bewerten? Es darf nicht sein, dass Kopfnoten als Repressionsmittel für kritische Schüler/-innen oder als „Quittung“ missbraucht werden können.

Pädagogische Unwirksamkeit
Eine effektive Reaktion auf ein Fehlverhalten sollte nach Möglichkeit im unmittelbar zeitlichen Zusammenhang erfolgen und nicht erst am Ende eines Schuljahres. Drohungen wie „Das könnte sich auf deine Verhaltensnote auswirken!“ sind nicht wirksam, weil sie keine fassbare Konsequenz, sondern eine in der Zukunft eventuell noch ausgleichbare und weit entfernte, hypothetische Größe darstellen. Ein/-e Schüler/-in wird dadurch nicht zu einer Veränderung seines/ihres Verhaltens bewegt. Gegen Kopfnoten zu sein, heißt nicht, alles Fehlverhalten zu tolerieren. Allerdings
muss ein/-e Pädagoge/-in bessere Methoden besitzen, als die Androhung einer schlechten Kopfnote. Im Unterschied zu Kopfnoten sind ernsthafte Gespräche und das Vollziehen von kurzfristigen Sanktionen von viel größerem Nutzen.