Antragsteller*in

N.N.

Zur Weiterleitung an

Bildungsministerium, SPD-Landtagsfraktion

Antragstext

In unserem multimedialen Alltag ist es notwendig für Kinder und Jugendliche ein Angebot zur Verfügung zu stellen, das auf den Umgang mit den Medien vorbereitet. Diese Aufgabe hat auch die Schule zu erfüllen. Die Jusos Rheinland-Pfalz verlangen, dass Medienkompetenz fächerübergreifend in den Unterricht integriert wird. Hier soll keine Medienkompetenz in „Einzelstunden“ gelehrt werden, vielmehr ist es notwendig, Kinder und Jugendliche konsequent mit den modernen Medien vertraut zu machen. Ein von allen Fächern losgelöstes Schulfach ist ineffizient, da gerade an aktuellen Schulfachthemen die Medienkompetenz sinnvoller unterrichtet werden kann. Eine Festschreibung im Lehrplan bringt eine flächendeckende Basis, die nicht auf das Wissen und das Wollen der LehrerInnen angewiesen ist. Für die Jusos Rheinland-Pfalz ist Medienkompetenz jedoch auch mehr als die bloße Nutzung der Medien. Für uns und unser demokratisch politisches Selbstverständnis ist es notwendig, dass Kinder und Jugendliche so früh wie möglich für problematischen Umgang mit modernen Medien sensibilisiert werden und Dinge hinterfragt werden, statt sie blind aufzunehmen. In der Grundschule soll bereits eine Einführung in den Umgang mit dem Computer und dem Internet gegeben werden. Dazu gehören auch der Unterricht in EDV- Kenntnissen, die altersgemäß gelehrt werden sollten und heute wichtiger denn je sind. Darauf aufbauend muss in den verschiedenen Fächern eine nach Klassenstufen gestaffelte Vertiefung im Umgang mit Computer und Internet erfolgen. Ebenfalls in der Grundschule muss ein kritischer Umgang mit den Informationen aus Radio und Fernsehen unterrichtet werden, der die Kinder befähigt Inhalt und Glaubwürdigkeit der Aussagen zu hinterfragen. Der Umgang mit den Printmedien sollte ab der 5. Klasse zum Unterricht gehören und von den LehrerInnen eingesetzt werden, da zu diesem Zeitpunkt die Lesekompetenz der SchülerInnen genug ausgeprägt sein sollte. Die vorgenannten Instrumente können von vielen Lehrerinnen und Lehrern im aktiven Dienst nicht vermittelt werden, da hier oftmals keine entsprechende Aus- und Fortbildung stattgefunden hat. Wir fordern die Landesregierung auf, hier mehr Fortbildungsanreize zu schaffen und die zuständige Kommission, die zukünftige LehrerInnenausbildung entsprechend der vorgenannten Ziele zu überarbeiten.

Begründung:

Die Liste der Medien lässt sich unendlich ausweiten. Kinder kommen schon früh mit Fernsehen, Radio und Videofilmen in Kontakt. Später kommen Bücher, Zeitschriften, Internet, Musik-CDs und Computerspiele dazu. Doch meist ist dieser Kontakt nicht vorbereitet und die Kinder und Jugendlichen werden alleine gelassen bei der Erkundung dieser Medien. Auch wenn Medienkompetenz mittlerweile zur pädagogischen Allerweltsformel geworden ist, durch die man alle Probleme angeblich lösen kann, wenn sie gut vermittelt wird, ist der Ansatz gut. Viele Kinder sind naiv im Umgang mit Medien. Im Internet werden unbedarft alle Kontaktdaten herausgegeben, ungeachtet der Gefährlichkeit eines solchen Verhaltens. Laut der JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg), die denMedienumgang Jugendlicher untersucht, halten sich 50% der 12- bis 19-Jährigen regelmäßig in Internet-Chaträumen auf. Von ihnen gaben knapp zwei Drittel an, bereits einmal von Fremden nach Adresse, Telefonnummer und Namen gefragt worden zu sein. Erschreckend ist die Tatsache, dass gut ein Viertel der Jugendlichen den Aufforderungen nach Preisgabe ihrer persönlichen Daten nachgekommen sind. Viele Aussagen im Fernsehen und Internet werden einfach angenommen, ohne eine kritische Beurteilung des Sachstandes. Urteilskriterien werden nicht vermittelt und können so nicht angewendet werden. Eine Indoktrination beginnt somit schon im Kindesalter. Als Beispiel muss nur der Umgang mit Markenkleidung angeführt werden. Es mag Eltern geben, die ein Markenbewusstsein an ihre Kinder übertragen, doch der grösste Teil wird durch Werbung hervorgerufen. Kinder und Jugendliche hören Schlagworte und übernehmen sie ohne Überprüfung des Inhalts. Wer kritische und aufgeweckte Erwachsene haben will, der muss im Kindesalter die Weichen dafür setzen! Der Umgang mit EDV ist heute in nahezu jedem Beruf erforderlich und wird meist nicht unterrichtet. Ein Selbststudium kann helfen, eine professionelle Einweisung stellt für JedeN eine gleiche Basis dar, auf die zurückgegriffen werden kann. Der heutige Unterricht unter dem Namen „Computer“, „Informatik“ oder „Medien“ ist veraltet und lehrt meist nur veraltete Computersprachen, die keinen realen Bezug mehr haben. EDV-Kenntnisse werden meist gar nicht vermittelt. Der Umgang mit Textprogrammen mag noch von den meisten Jugendlichen machbar sein. Wenn es dann um Tabellenkalkulationen geht wird sich der Anteil schon merklich ausdünnen. Ausserdem ist dieses Fach zumeist ein Wahlfach. Die Vermittlung von Medienkompetenz kann nicht auf freiwillige Projekte beschränkt bleiben, sondern muss verpflichtend für alle Schüler und Schulen eingeführt werden. Es darf nicht sein, dass Jugendliche ohne EDV-Kenntnisse die Schule verlassen.